Zum Ausgang des Streiks bei Franklin: Kämpfen lohnt sich!

Dave Koch & Daniel Kehl

Die Streikenden bei Franklin Electric in Wittlich haben am 13. November in der zweiten Urabstimmung mit 98,72% für die Annahme des am Vortag bekanntgegebenen Verhandlungsergebnisses mit der Geschäftsleitung des Konzerns gestimmt. Mitglieder der IG Metall werden im Rahmen eines Sozialtarifvertrags unter anderem eine tarifliche Abfindung entsprechend der Dauer der Betriebszugehörigkeit und zum 1. Januar 2015 eine Entgelterhöhung von monatlich 210€ brutto erhalten. Außerdem wird auf Kosten des Konzerns eine Transfergesellschaft eingerichtet werden, die ihren Mitgliedern Fortbildung und Qualifikation zur Ausübung neuer Jobs garantieren soll. Der Franklin-Konzern muss für die Abfindungen und die Transfergesellschaft insgesamt rund 9 Millionen Euro zahlen. Aus Sicht der LINKEN sind damit zumindest wichtige Teilerfolge errungen, auch wenn der Erhalt der Arbeitsplätze das erfreulichere Ergebnis gewesen wäre.

Dave Koch, Vorsitzender der LINKEN im Kreisverband Bernkastel-Wittlich, zum Verhandlungsergebnis: „Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn unsere Kernforderung verwirklicht worden wäre: Der Erhalt aller Arbeitsplätze zu unveränderten oder sogar besseren Bedingungen. So konnte der Konzern mit seinem Plan der Standortverlegung letztendlich doch durchkommen, wenn auch zu anderen Umständen, als er sich erhofft hatte. Aber man muss gleichzeitig sehen, dass die vorzeigbaren Erfolge ohne Druck von links, also durch die Gewerkschaft, niemals erstritten worden wären. Ohne den wochenlangen Arbeitskampf hätte Franklin Electric den Standort geschlossen, ohne sich zur Zahlung von Abfindungen und zur Einrichtung einer Transfergesellschaft bereit zu erklären. So konnten die Streikenden dem profitgierigen Konzern immerhin wichtige Zugeständnisse abringen, die anders kaum möglich gewesen wären. Das Ergebnis bleibt ein Zeichen der Mahnung: Nur zusammen und vereint können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich gegen die Interessen der Reichen und Mächtigen zur Wehr setzen. Der Franklin-Streik sollte außerdem auch eine Warnung an die anderen Arbeitgeber in Wittlich und der Region sein: Wer Arbeitsplätze vor Ort vernichten will, der muss mit konsequentem gewerkschaftlichen Widerstand und Streik rechnen! DIE LINKE steht dabei auch zukünftig fest an der Seite der Beschäftigten!“

Daniel Kehl, stellvertretender Kreisvorsitzender der LINKEN, ergänzt: „Dieser Arbeitskampf wird zumindest symbolisch in die Geschichtsbücher der Region eingehen und hoffentlich Beispielcharakter für andere Belegschaften haben. Die Beschäftigten bei Franklin Electric haben sich über Wochen hinweg gewehrt und nicht einschüchtern lassen. Egal ob Union-Busting-Anwaltskanzleien, ein CDU-Landrat, der scheinbar noch nichts von demokratischen Grundrechten gehört hat, oder die anderweitigen kleinen und großen Schikanen des US-Konzerns, die Streikenden haben klaren Kopf bewahrt und gekämpft. Wir haben sie als LINKE mit Solidaritätsadressen und Besuchen unterstützt und den Streik solidarisch begleitet. Der Streikleiter der IG Metall vor Ort, Uwe Zabel, hat trotzdem Recht, wenn er sagt, dass es das kapitalistische Wirtschaftssystem in seiner Gesamtheit ist, das den Streikenden die Kampfbedingungen diktiert. Ohne eine grundlegende Umgestaltung dieses Wirtschaftssystems, das nur den Profit als Handlungsmaßstab anerkennt, liegen weitere Standortverlegungen im Bereich des Möglichen. Umso wichtiger ist der gewerkschaftliche Zusammenschluss aller ArbeitnehmerInnen, um den Angriffen der Bosse und Reichen auf unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen gemeinsam begegnen zu können. Für Wittlich und die Region sind die Lehren des Franklin-Streiks deshalb entscheidend: Organisiert euch! Kämpfen lohnt sich!“

Besonders das Fazit des 1. Bevollmächtigten der IG Metall Verwaltungsstelle in Trier, Roland Wölfl, zeigt eine weitere bedeutende Perspektive auf. Streik und gewerkschaftlicher Kampf lohnen sich nicht nur in den städtischen Großbetrieben, sondern auch in den kleinen Firmen in ländlichen Regionen. Auch wenn hier bei vielen Menschen der Eindruck besteht, dass sozialer Friede herrsche und Streiks überall stattfinden könnten, nur nicht vor Ort, ist es ratsam, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Die Angriffe des Kapitals auf Löhne und Renten machen vor geographischen Linien keinen Halt, sie sind allgegenwärtige Realität der marktwirtschaftlichen Ordnung, weshalb ihnen überall entschlossen entgegengetreten werden sollte. Das gilt auch in Regionen wie Hunsrück, Mosel und Eifel.

Für DIE LINKE bleibt am Ende des Franklin-Streiks vor allem die hoffnungsvolle Feststellung, dass dieser zu einer Politisierung eines Teils der Belegschaften in den regionalen Betrieben geführt hat. Von der Sozialistin Rosa Luxemburg ist folgender Ausspruch überliefert: „Wer sich nicht bewegt, der spürt seine Fesseln nicht!“ Die rund 100 Streikenden bei Franklin Electric in Wittlich haben sich bewegt und die Region aus ihrem sozialen Dornröschenschlaf geweckt. Dafür gebührt ihnen Dank und Respekt!